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Integrierte Produktion, hochmoderne Anlagen und umfassende Aktivitäten bei Forschung- und Entwicklung
Interview mit Lech Skibínski, Aufsichtsratsvorsitzender der KGL S.A., Polen
SML: KGL ist einer der führenden Hersteller von Tiefzieh-Verpackungen in Polen und ein wichtiger Akteur in der europäischen Verpackungsindustrie. Welche Bereiche der Verpackungsbranche decken Sie hauptsächlich ab?
Lech Skibínski, KGL: Wir legen einen deutlichen Fokus auf den FMCG-Sektor, wobei unsere Kunden unter anderem aus den Bereichen Süßwaren, Fleisch und HoReCa (Hotels/Restaurants/Catering) kommen. Ein Geschäft mit stark steigenden Umsätzen sind Becher für Getränke und Molkereiprodukte. Die Veredelung von Verpackungen (z.B. durch Bedrucken) ist ein weiterer Geschäftszweig, der unsere Möglichkeiten am Markt erheblich erweitert. Zertifizierungen, wie z.B. das BRC (British Retail Consortium), sind für uns eine Grundvoraussetzung, um in diesen Bereichen erfolgreich zu sein.
SML: Wann hat die Erfolgsgeschichte von KGL begonnen?
Lech Skibínski, KGL: Bei KGL geht es nicht nur um die Produktion von Folien und Verpackungen. Nicht jeder weiß, dass wir unser Geschäft vor über 30 Jahren im Jahr 1992 mit dem Vertrieb von Polymeren (Granulate) begonnen haben. Bis heute ist dies für uns ein bedeutender Geschäftszweig. Wir sind in Polen ein führender Lieferant von Kunststoffen, liefern diese aber auch in mitteleuropäische Länder wie Tschechien, die Slowakei und Ungarn sowie in die baltischen Staaten. Wir bedienen mehr als tausend Kunden unterschiedlicher Größe, die in allen wichtigen Wirtschaftsbereichen tätig sind, wie beispielsweise Bauwirtschaft, Automotive, Haushaltsgeräte, Lebensmittel, Kosmetik, Spielzeug und viele mehr. Ein Ziel von uns ist, unsere Marktposition als verlässlicher Partner zu erhalten – nicht zuletzt auch für kleine und mittlere Unternehmen. Gerade diese benötigen oft die Unterstützung des Händlers bei der Lösung von verfahrenstechnischen Problemen, bei der Einführung neuer Technologien oder beim Zugang zu Rohstoffen von internationalen Herstellern.
SML: Es gibt nicht viele Unternehmen im Bereich Tiefzieh-Verpackungen, die sowohl PET als auch PP verarbeiten. Wie kam es dazu und worin liegen die Vorteile?
Lech Skibínski, KGL: Die Tatsache, dass wir in beiden Bereichen, PET und PP, präsent sind, ist das Ergebnis einer strategischen Entscheidung, die wir vor vielen Jahren getroffen haben. Die Strategie, komplementäre Produkte anzubieten, wird von unseren Kunden zu hundert Prozent honoriert. Generell wäre es schwierig, unsere Position als einer der größten Akteure am Markt zu erhalten, ohne Verpackungen aus verschiedenen Rohstoffen zu verkaufen. KGL agiert in einem großen Teil ihrer Tätigkeit als Dienstleister für ihre Kunden. Dementsprechend akzeptieren wir die Entscheidungen unserer Kunden bei der Wahl des Rohstoffes, aus dem ein in Auftrag gegebenes Produkt hergestellt werden soll.
SML: KGL nimmt eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung neuer Verpackungslösungen ein. Wie wichtig ist der Bereich Produktentwicklung für das Wachstum Ihres Unternehmens?
Lech Skibínski, KGL: Die Entwicklung des Produktportfolios ist ein Schlüsselfaktor, um ein Unternehmen zukunftsorientiert zu führen. Die Rolle von Forschung und Entwicklung war bei KGL schon immer von entscheidender Bedeutung, aber in letzter Zeit ist dies angesichts der sich laufend verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen und eines hart umkämpften Marktes noch wichtiger geworden. Alle Prozesse bei KGL, sei es die Herstellung von Folien, Verpackungen, Produktionswerkzeugen oder Regranulaten, werden mit Unterstützung und unter Aufsicht einer umfassend ausgestatteten Technologie- und Laborabteilung entwickelt. Unser modernes, gut ausgestattetes Labor ist ein wichtiger Bestandteil unseres Forschungs- und Entwicklungszentrums, in dem wir eine Vielzahl von Tests und Messungen durchführen. Wir verbessern laufend unsere Technologien und Produktionsverfahren, um die Produktqualität weiter zu steigern und die Auswirkungen unserer Erzeugnisse auf die Umwelt zu begrenzen.
SML: KGL produziert Tiefzieh-Folien auf eigenen Extrusionsanlagen und auch die Werkzeuge zum Thermoformen werden von Ihnen im Unternehmen entwickelt und hergestellt. Was sind für Sie die Vorteile einer integrierten Produktion, vom Granulat bis zur fertigen Verpackungslösung?
Lech Skibínski, KGL: Auf Grundlage unserer „Vom Granulat zur Verpackung“-Strategie können wir unseren Kunden eine Reihe an Vorteilen bieten. Weil wir bei unseren Produktionsverfahren nicht von der Zusammenarbeit mit externen Unternehmen abhängig sind, verfügen wir über die umfassende Kontrolle über unsere Produktion und die Lieferzeiten. Dieses Geschäftsmodell bietet Sicherheit und gibt uns darüber hinaus die Möglichkeit, sämtliche F&E Aktivitäten geheim zu halten. Was wiederum die Entwicklung neuer Folien und Verpackungsprodukte begünstigt. Generell erlaubt uns diese Herangehensweise, unseren Vorsprung in einem überaus wettbewerbsintensiven Markt zu halten und weiter auszubauen.
SML: Sie waren unter den ersten Unternehmen, die Tiefzieh-Produkte aus geschäumten PP-Strukturen als Alternative zu EPS auf den Markt brachten. Welche Vorteile bieten diese Produkte und wie herausfordernd war es, diese am Markt zu etablieren?
Lech Skibínski, KGL: EU-Regelungen, wie die Richtline über Einweg-Kunststoffe oder das Verbot EPS (expanded polystyrene) zu verwenden, haben die Entwicklung von innovativen Verpackungsprodukten beflügelt. So hat sich KGL diese neuen Regelungen zunutze gemacht und eine komplett recycelbare, geschäumte XPP-Folie (geschäumte Polypropylen Folie) für Take-away-Mahlzeiten auf den polnischen Markt gebracht. In Kooperation mit SML hat KGL dafür eine Technologie zur Herstellung von geschäumten Polypropylen-Strukturen entwickelt, die im Vergleich zu ungeschäumten Strukturen eine erheblich geringere Dichte aufweisen. Das Schäumen findet in einer Extrusionsanlage statt, die mit einem Technologiepaket ausgestattet ist, in der Inert-Gas effektiv mit der Schmelze vermischt wird. Die Verringerung der Foliendichte durch das Schäumen bedeutet die Verringerung des Verpackungsgewichts pro Einheit. Die neuen Produkte stehen in perfektem Einklang mit den Verpflichtungen, die KGL zum Schutz der Umwelt eingegangen ist - allen voran den Verzicht auf Multi-Materialstrukturen und die Reduktion des Gewichts von Verpackungen.
SML: KGL und SML verbindet eine mehr als zehnjährige Partnerschaft. Kürzlich wurde ein Vertrag über die Lieferung einer sechsten und siebten SML-Extrusionsanlage abgeschlossen. Was ist für Sie bei einer langfristig ausgerichteten Partnerschaft wie dieser wichtig, insbesondere in Zusammenhang mit der gemeinsamen Produktentwicklung?
Lech Skibínski, KGL: SML ist für KGL ein wichtiger Partner. Die partnerschaftlichen Beziehungen, die unsere beiden Unternehmen entwickelt haben, machen sich in der tagtäglichen Zusammenarbeit bezahlt – und wir sind sehr zufrieden damit. Als ein Ergebnis der Kooperation zwischen den R&D-Teams unseres Partners aus Österreich und jenem von KGL haben wir einzigartige Materialstrukturen, wie beispielsweise geschäumtes PET und PP, entwickelt. Diese hat KGL erfolgreich am Markt positioniert, sowohl in Form von Folie als auch in Form fertiger Verpackungsprodukte. Ein wesentliches Element für den Erfolg unserer Partnerschaft liegt in der beständigen und offenen Kommunikation, basierend auf gegenseitigem Vertrauen. Wenn SML neue Technologien entwickelt, die für unser Geschäft geeignet sind, haben wir als erste Gelegenheit, sie kennenzulernen und zu testen. Dies ist in der Vergangenheit viele Male passiert. Für uns ist SML die erste Wahl, wenn es um Extrusionstechnologien geht. Persönlich denke ich, dass wir in Zukunft unsere Zusammenarbeit auf andere Technologien ausweiten können.
SML: Der Verpackungsmarkt unterliegt ständigen Veränderungen. In welche Richtung wird sich der Markt für Tiefzieh-Produkte in nächster Zeit entwickeln?
Lech Skibínski, KGL: Als aufmerksamer Marktteilnehmer schließen wir uns der Ansicht an, dass die Kreislaufwirtschaft in der Kunststoff-Industrie bald Realität sein wird. Der Markt wird von Unternehmen dominiert werden, die in der Lage sind, sich an die Anforderungen der Regulierungsbehörden anzupassen – allen voran im Hinblick auf die Begrenzung der Verwendung von fossilen Polymeren und der Maximierung des Einsatzes von Rezyklaten. KGL erfüllt bereits heute die Bedürfnisse jener Kunden, für die der Kampf gegen den Klimawandel wichtig ist. Unsere Geschäftsentwicklungs-Strategie basiert auf der Maximierung der Verwendung von Rezyklaten bei Folien und Verpackungsprodukten. Dieser Ansatz erfordert den Einsatz von Anlagen und Maschinen, die in der Lage sind, Recyklate in Qualitätsprodukte zu verwandeln. Die strategische Entscheidung, die KGL vor vielen Jahren traf – SML als Lieferant für Extrusionsanlagen zu wählen – passt heute perfekt zu unserem Ziel, dem Markt innovative Produkte zu bieten.
Redlham, 12.07.2024